oh Erysipela

Masern, Windpocken auch, Ziegenpeter nein, oh ja Bronchitis satt, dann nur noch Erkältungen und Grippen, eine kleine postadoleszenziale Sinnkrise? aber nicht mal eine Allergie. Erst jetzt, nachts haut mich ein gewaltiges Fieber nieder, am Mittag ist das Fieber weg und rote Blumen zieren Wade und Schienenbein, nachts wieder so ein Pferdefieber, wie man das in Italien nennt, am frühen Morgen in die Notaufnahme, nach Stunden kommt der Arzt wieder hervor und teilt mir in unsrer Sprache mit: "Sie haben Erisipela!" Wie schön! Das muss tödlich sein.

Dein Name klingt nach tropischer Blume, Du Krankheit! Auf Deutsch gleich wieder eine Silbe weniger: Erysipel-üsipell? Bauern! Engländer, wer weiß wie die das aussprechen, bleiben bei Erysipela. Deutsch Wundrose immerhin!

Von Wagners Schnupfen wissen wir nichts, aber von seinen Erysipelanfällen. So gibt es einen Adel unter den Krankheiten. 

An Dir sind Könige gestorben, Michiel de Ruyter, ein Papst, John Stuart Mill. Der fünfte Earl of Carnarvon, Financier der Öffnung von Tutanchamuns Grab: Der Fluch der Pharaonen. Erysipela, wer schickt Dich zu mir?

Da wäre ich allerdings in bester Gesellschaft, bekomme aber statt solcher Vergemeinsamung zehn Tage Antibiotikum, früher reichte da ein San Carlo, und dann noch was gegen Thromben. Was nun nicht gegen diesen, es soll da ja auch Helden geben, aber ich bin das weniger, teuflischen Schmerz hilft, der sich einstellt, wenn ich mich aufstellen will oder muss. Der gibt meinem Leben nun so ein Bittertum ("Schweig!" bedeute ich meiner Liebsten mit abweisender Handbewegung, wenn sie gerade in solchen Momenten sprechen will). Fehlte doch?

Ich werde gelitten haben. An Dir, Erysipela!