oh ich Lockenköpfchen, wie ich durch den Garten stapfe! Oh ich in ewig müden Jugendjahren mit den langen Haaren, oh Mutter, oh Vater, ach Naziopa, lieber Patenonkel: manchmal fällt so ein Foto aus einem Buch und vermutlich lächle ich es an, oder mich selbst, und komme ins Denken? Lag nicht ein Versprechen in meinem Studentenlächeln? Und dann kam nichts, nur so ein Leben eben? Nun ja, das Foto liegt da und bald steckt es wieder in irgend einem Buch, bis es wieder herausfällt. Was mit solchen von vergangenen Lieben, richtigen oder falschen, übrigens nicht geschehen kann. Solche habe ich nicht. Könnten ja auch herausfallen und wozu das führen kann. Andere Fotos?
Aus denen in der Zeitung weiß ich, wie die Bundeskanzlerin aussieht und wie Donald Trump. Das wird seinen Informations- oder Unterhaltungswert haben. Aber ich muss zugeben, liebe Fotos, dass ich Euch ein wenig über habe.
Es begann vor vierzig Jahren mit den Einbänden der Thomas Mann-Ausgabe des Fischer Verlags. Auf den "Buddenbrooks" prangte das schwarz-weiße Foto eines Hauses, gut. Aber auf dem "Tod in Venedig"? Der pubertierende Tadzio aus dem Visconti-Film! Seltsame Vermischung, oder nicht? Eins ist das Buch, etwas anderes der Film. Die Verleger hingegen taten auf einmal so, als wäre das Buch durch den Film auf die Welt geworfen und müsste deshalb sein Zeichen tragen. Immerhin war es genug, das Ding in etwas einzuschlagen, und das lästige Bild war weg. Was soll ich heute tun? Es gehört ja offenbar zu den Grundregeln des Web Design, dieses jüngsten Gewerbes der Welt, dass keine Webseite, ja keine größere div, in HTML gesagt, es ohne Bild aushalte. Nun hat auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung einen solchen Gewerbler oder Designer eingestellt. Da bekommt als erstes jeder Online-Artikelkasten ein Foto. Geht es um schlechte Luft, sehn wir schlechte Luft, naja, denken Sie uns über einer fotografierten Stadtautobahn; Thema Rennwagen? einen Rennwagen; Container: Container; Biene: Biene; Gold: Gold. Dies Ding: Ding? alles: alles? Zwei Medien, ein Ding? Ach.
Kommunikation gibt es schon länger. Sich hin und wegbewegen konnten die in der Steinzeit auch. Das Bildermachen hat irgendwann in einer Höhle begonnen. Das Besondere an uns, uns Europäern meinetwegen, sei das Lesen und das Schreiben, habe ich immer geglaubt. Wollt Ihr, liebe Fotos, mich vom Gegenteil überzeugen? Wär es nicht auch für Euch schön, wieder als Einzelgänger oder -faller aufzutreten? Denn so, wie Ihr da als Repertoirefotos, Biene (gemeinfrei), aus großen Batterien wie die kranken Hühner auf die Webseiten gekippt werdet, kann es doch Euch auch nicht Recht sein. Und wir brauchen Euch gar nicht, wollen uns nur, wenn Ihr dann mal kommt, über Euch freuen.
Jedenfalls viele Grüße
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