sabato 19 maggio 2018

an die Stadtfliege

zur Zeit lebe ich in Brianza, einem Land des Weder-noch, nicht Stadt, nicht Land, wo ich gar nicht sagen könnte, wie die Leute gehen, was ja neben dem Gesichtsausdruck den Unterschied macht, weil ich keine sehe. Schaue ich aus dem Tor hinaus, brausen oder sausen auf der engen Straße schnell immer mal Autos vorbei: Kinder laufen hier ja keine, höchstens Ausländer. 

Hinten gehen meine Fenster in den Garten. Da sitzen sie und warten. Öffne ich, ein Stück weit nur, kommen sie herein. Dick und schwarz, ich möchte sagen: etwas breitbeinig, brummen sie laut durchs Zimmer. Gäste. "Wir wollen nach dem Rechten sehen, Herr Nachbar!" Was zu sagen? Die Besucher hier schweigen manchmal längere Zeit. Dann gehen sie auf den Gläsern des Fensters hin und her. Sie sehen nicht hinaus. Sie glotzen hinein, sie schauen sich um, mit ihren riesigen Glupsch- und Netzaugen rechts und links. Es entgeht ihnen nichts. Gibt es etwas näher zu beäugen, erhebt sich der dicke Gast wieder in die Luft und brummt. Bis es sich wieder niederlässt. Nur keine Umstände! Es nährt sich an dem, was dasteht. Ich darf ihm zusehen, wie es sich am Käse gütlich tut, darf auch nach angemessener Zeit vielleicht aufstehen und etwas sagen wie: "Ich müsste dann mal...". Es geht nur weiter oder steht oder fliegt herum. Der echte Dauergast bleibt, bis er irgendwo im Zimmer tot zu Boden fällt. Endlich allein, jetzt herrscht Stille. Bis ich doch wieder die Fenster aufmache und vielleicht gleich zwei oder drei dieser Landfliegen hereinkommen und mir lautstark klarmachen, wer der Herr im Hause ist.

Wie sehr Ihr mir fehlt, Ihr leichten leisen Fliegen der Stadt! Ihr kommt niemals ohne Grund herein. Was Euch anziehen könnte, ist nicht des Nachbarn unaufgeräumtes Zimmer an sich. Er muss schon ein Apfeleck herumliegen oder den Müll offen stehen lassen. Dann fliegt ihr herein und herum und treibt, was der Herr Euch aufgegeben. Dann schaut auch der netteste Vermieter der Welt, hereingeschneit, sich um und fragt: "Hat da vielleicht jemand?" Ja, hat er. Und räumt es weg. Am nächsten Tag seid ihr nicht mehr zu sehen. Zu hören seid ihr ja nie, ihr feinen Stadtfliegen. Oder nur ganz leise.

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