In der Mitte unseres Dorfes, gegenüber der Kirche, stand das Schulgebäude. Oben wohnte der Lehrer, unten gab es den Klassenraum, einen für acht Klassen. Zu zweit oder zu dritt saßen wir in einer Reihe und zählten jeweils als die erste, zweite oder achte.
Unser Lehrer stand etwa alle 40 Minuten neben uns, erklärte, was zu tun sei und ließ uns dann wieder allein. In aller Ruhe arbeiteten wir vor uns hin oder dösten. Hausaufgaben hatten wir nie. Um zwölf war, mit dem Kirchturmschlag, die Sache beendet.
Ich weiß nicht, warum sie Dich abgeschafft haben. Wir kamen in eine moderne helle Grundschule, wo eine junge Lehrerin, die sich unentwegt um uns kümmerte, fast in Tränen ausgebrochen wäre, als sie einmal bemerkte, dass ich Hausaufgaben nicht zu Hause machte, sondern die Antworten improvisierte, da das ja so Dödeliübungen waren. Ihr "Tu das nie wieder! Hörst du?" hallt mir noch heute im Ohr. Das war meine erste Begegnung mit der neuen Kultur, in welcher die Lehrer nicht nur, schrecklich genug, vormittags vier oder fünfmal 45 Minuten lang, sondern gar am Nachmittag auf unsere ununterbrochene, ungetrübte, ungeteilte Aufmerksamkeit Anspruch zu haben behaupteten.
Ich habe mich vermutlich nur oberflächlich an die neue Kultur gewöhnt. Bis heute ist mir nicht klar, warum sich ein Schüler unentwegt um jemanden anders kümmern soll, statt nach kurzer Unterrichtung zufrieden im eigenen Kopfe zu kreiseln.
In der vergangenen Zeit waren wir Kinder vor allem in Ruhe gelassen worden.