Die Jugendherberge in Bozen ist an sich eher spartanisch eingerichtet, wie wir das ja auch erwarten. Deine Badezimmer aber verbergen etwas, was in deutschen Landen an Luxus und Sünde erinnert, nämlich Bidets. Schwer, sich deutsche Wandervögel vorzustellen, welche dort nach einem langen Tag und verrichteter Notdurft oder womöglich vor einem so oder anders zu treibendem Verkehr die Klampfe beiseite legten und auf diesem Porzellangefäß Platz nähmen, um sich da unten herum zu säubern.
Nun ist die Jugendherberge eine deutsche Erfindung und Bozen war ja wohl mal nicht ausschließlich, aber mehrheitlich deutschsprachig. Dann ist es, wie ganz Südtirol, zwei Jahrzehnte oder eher vier oder fünf lang, recht rabiat italianisiert worden, weshalb da in der Gegend zum Beispiel das liebliche Dörfchen Moos auf einmal Moso hieß und seitdem etwas ratlos in die Berge schaut.
Angesichts des Bidets in der Jugendherberge kommen wir entsprechend ins Träumen. Wie ein Parteifunktionär in schwarzer Uniform aus Rom rotköpfig sich die deutschen Bäder ohne Bidet der Jugendherberge anschaut und losbrüllt: "Cul-t-t-tu-ra it-t-t-t-aliana! Esiguo! Immediatamente! Bidet qui dentro!" Wie dann ein singender Arbeitsdienst anrückt und schunkelnd in jedem Bad ein solches Ding montiert.
Vielleicht ist die Verwandlung auch erst später eingetreten. Eine Absolventin des Studiengangs Kulturvermittlung hat, als unbezahlte Praktikantin irgendwo, darauf hingewiesen, dass die Jugendherberge in Bolzano ein Ort des Kulturkontakts sei, dass in Dir, liebes Badezimmer, also Unterleiber mit verschiedenen Wahrnehmungsfeldern sich einfinden würden, worauf auch badezimmertechnisch Rücksicht zu nehmen sei. Woraufhin der Leiter der Herbergsstätte stöhnend das Geld auf den Tisch gelegt hätte. Nein, der wusste natürlich, dass italienische Gäste ihm jeden Review versauen würden, wenn sie da in Bolzano nicht ihr Bidet vorfänden. Alle würden mit den Worten beginnen: "Wir sind in Italien!"
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