martedì 29 maggio 2018

ans liebe Philosophiestudium

Mathematik hätte ich auch gern studiert, aber in einem Aufsatz Adornos hatte ich gelesen, man treibe Philosophie "... als seis auch machtlosen Versuch des Gedankens, seiner selbst mächtig zu werden". Das klang doch gut. Einige Jahre las ich dann eifrig schwierige Bücher und schrieb in wochenlanger Schwerstarbeit unlesbare Hausarbeiten mit Nachstellung des Reflexivpronomens (man stelle sich vor: als meine damalige Freundin meinte, das verstehe doch kein Mensch, was ich da schreibe, brach ich in Tränen aus), bevor ich mich zu Habermas überreden ließ und über Sprechakte und kontrafaktische Unterstellungen räsonnierte, was dann aber auch zu nichts führte und so angelsächsisch geschlumpst daherkam: es war nicht schön, und schön, dachte ich, müsse die Wahrheit doch sein, also wenigstens gut geschrieben. Doch es blieb ja noch der späte Luhmann oder andernfalls Roland Barthes, zu denen wir aber keine Seminare hatten, was nun wiederum auch egal war, denn im Wesentlichen drehte sich mein gesamtes Studentenleben ums Lesen (Höhenflug und Glück: drei Tage und Nächte die "Dämonen", zwei Tage und eine Nacht Foucault) und ums Schreiben (Demutsschule: wieder und wieder neu beginnen). Dinge wie Stegmüller habe ich gelesen!


Lehrer nur ab und zu in kleinen Dosen, darunter auch ein gewisser Christoph Hubig, welcher seinem Gegenüber, groß oder klein, am Ende eines Vortrags mit Vorliebe zeigte, dass man mit denselben Argumenten auch das Gegenteil hätte beweisen können; eine im Moment etwas abföhnende, aber letztlich erfrischende Erfahrung. 

Also was? Ich habe viel gelernt, nehme ich an: ich könnte nicht genau sagen, was. Übrigens gibt es Länder, in denen die Leute nicht laut loslachen, wenn einer sagt, er studiere Philosophie. Dass solche Informatiker oder Taxifahrer werden müssten, ist eine neuere deutsche Idee.

Nach so einem Studium weiß man nicht viel, denkt aber besser und hat, das vor allem, das Fragen nicht verlernt, ganz im Unterschied zu all den wichtigen Menschen wie Webdesignern und Ärzten und Anwälten: vielleicht ist es das: nimm dich nicht so wichtig? Der Italiener Carlo Sini erklärte es immer wieder: "Siamo moscerini!" Wer so Tag und Nacht Platon und Hegel vor sich hat, sieht vielleicht sich selbst besser. Übrigens lernt ein Philosoph auch, zwischen möglichen und unmöglichen Fragen und Antworten zu unterscheiden. 

Das warst Du, gutes altes Studium: uns wurde vieles vorgelegt, wir wurden in Ruhe gelassen. Wir hatten vier Jahre oder fünf oder vielleicht auch ein paar mehr. Jetzt sagt so ein junger Mensch: "ich mach nen Bachelor in Philosophie" und jeder weiß sofort: drei Jahre! 180 ECTS. Noten, sehr gute! Das heißt wohl Philosophie, ist aber einfach Schulbesuch, Streberkram. Zu Hause bleiben und lesen, das müsste einer sich da erkämpfen. Wahrscheinlich tut das auch der oder der. Aber im Grunde gibt es Dich nicht mehr, gutes altes Philosophiestudium. Daher einen Gruß. 



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